Interview mit Residenzkünstlerin Barbara Muhr

Barbara Muhr (*1988 in Straubing) studierte Bildende Kunst und Kunstgeschichte in Regensburg. Ihr künstlerischer Schwerpunkt liegt in der figürlichen Malerei und Druckgrafik. Seit 2017 ist sie Förderkünstlerin der Oswald Zitzelsberger Kunst- und Kulturstiftung mit Atelier im Künstlerhaus Andreas-Stadel. Sie erhielt unter anderem den Kulturförderpreis der Stadt Straubing und den Passauer Drei-Länderpreis für "Junge Kunst". Seit 2021 ist sie neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Künstlerin auch als wissenschaftliche Volontärin am Institut Mathildenhöhe in Darmstadt tätig. In Pilsen verbrachte sie 3 Wochen im November / Dezember 2021.

Wie hat dir Pilsen gefallen und was fandest du hier interessant? Wie sind die Pilsener?

Ich habe mich in Pilsen sehr wohlgefühlt und bin viel zu Fuß in der Stadt unterwegs gewesen. Besonders gefällt mir der Kontrast von mittelalterlichen und historistischen Gebäuden zu den einfachen, funktionalistischen Architekturen, die in sehr unterschiedlichem Erhaltungszustand sind. Mal sehr herrschaftlich monumental, dann wieder heruntergekommen und baufällig. Die Pilsener empfand ich als sehr zugänglich, viele konnten Deutsch, was mir sehr entgegen kam, da mein Tschechisch nur rudimentär ist. Mit Englisch konnte ich oft nicht so viel ausrichten. Aber auch meine Mitbewohnerin konnte einigermaßen Tschechisch und so konnte ich mich gut durchschlagen 😉

Wer war dein Matchingpartner und wie lief die Zusammenarbeit?

Meine Matchingpartnerin war Marie Muška Chmelíková, Schauspielerin der Laientheatergruppe JakoHost. Wir haben uns gleich am ersten Abend kennengelernt und uns für eine Theaterprobe zum neuen Stück „Oblomov“ verabredet. Alle Schauspieler*innen waren sehr offen für meine Idee, sie zu porträtieren. Marie kam für eine Modellsitzung später auch in mein Atelier. Wir waren uns sehr sympathisch und haben uns auch außerhalb der Projektarbeit getroffen. Bei der Aufführung des Stücks habe ich dann auch meine neuen Gemälde im Foyer des Divadlo Dialog präsentiert. 

Worum geht es in deinem Projekt?

In meinem Projekt „Persona“ habe ich Schauspieler*innen aus Deutschland und Tschechien teilweise in Rollen, teilweise in zivil in großformatigen Gemälden auf Leinwand porträtiert. Dadurch möchte ich auch zeigen wie ich als Künstlerin bewusst Inszenierung und Persönlichkeit einer Figur lenken und verändern kann. Interessant, dass die Betrachter*innen durchaus verstanden, wann eine Person als sie selbst agiert oder eine andere Identität annimmt. 

Was wird der Output deiner Residenz sein?

Es sind 10 Gemälde entstanden, wobei 5 davon der „Persona“-Serie zuzuordnen sind. Weitere Gemälde sind entstanden, die ich eher als singuläre Werke betrachte.

Wie findest du allgemein die künstlerischen Residenzen? Was hat es dir gebracht?

Ich finde es wichtig, als Künstler*in für einen abgesteckten Zeitraum an einem Ort ihrer Kunst nachgehen können, ohne unter Termindruck und den üblichen Verpflichtungen zu stehen. In meinem Fall ist dabei der Aufenthaltsort nicht ausschlaggebend, da ich figürlich arbeite. Aber die Auseinandersetzung mit einer neuen Umgebung, neuen Leuten ist immer inspirierend und führt zu spontanen Ideen und anderen Umsetzungen.  

 

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