Interview mit Residenzkünstlerin Jana Micenková

Jana Micenková ist Autorin und hat an der FAMU in Prag ein Studium mit den Schwerpunkten Drehbuch und Dramaturgie abgeschlossen. Ihr literarisches Debüt gab sie mit einer Sammlung von Kurzgeschichten Sladký život ("Süßes Leben"), welche für den slowakischen Literaturpreis Anasoft litera nominiert wurde. 2021 veröffentlichte sie ihr zweites Buch, einen psychologischen Roman mit dem Titel "Krev je len voda" ("Blut ist nur Wasser"). Sie ist auch in der Film-, Theater- und Radioproduktion tätig. Während ihrer Residenz in Regensburg führte sie Interviews mit Seniorinnen und Senioren. Diese Interviews verarbeitete sie dann in literarisch-dramatischer Form. 

Wie hat dir Regensburg gefallen?

Regensburg wirkte zuerst nach außen wie eine quirlige Touristenstadt, doch nach und nach entdeckte ich seinen Charme und fand seinen „Genius Loci“. Ich habe es genossen, den langen Radweg an der Donau entlang zu laufen oder durch die Innenstadt zu schlendern und immer neue Straßen zu entdecken. Und ich mochte auch die Vinyl-Bar, wo sie Musik direkt von Schallplatten spielten, das habe ich noch in keiner Bar gesehen. Ich mochte auch die Atmosphäre vom Andreasstadel, wo ich gelebt habe und habe die Umgebung von Kunstateliers und Kinos genossen. 

Wie ist die Kommunikation verlaufen?

Leider spreche ich kein Deutsch, also habe ich hauptsächlich Englisch gesprochen. Ich hatte interessante Begegnungen mit allen von mir interviewten Seniorinnen und Senioren und auch mit meiner "Matchingpartnerin" Agnes (Anm. der Redaktion – Agnes Gerstenberg: Autorin, Dramaturgin und Lektorin.), mit der ich mich vor allem menschlich recht gut verstanden habe. Und weil unser gemeinsames Interesse das Theater war, sind wir auch nach München zu den Münchner Kammerspielen gefahren, um das Stück „Die Politiker“ von Wolfram Lotz zu sehen, und das war für mich eine sehr intensive künstlerische Erfahrung. Für mich war es auch interessant, Melina (Anm. der Redaktion –Koordinatorin des bayerisch-böhmischen Residenzprogramms in Regensburg) zu treffen, die mir bei allem half was ich brauchte. (Zum Beispiel half sie mir, ein Interview und einen langen Brief vom Deutschen ins Englische zu übersetzen). Ich finde, sie ist ein Mensch am richtigen Ort und hat mich nie im Stich gelassen und war immer sehr hilfsbereit und tatkräftig. 

Kannst du uns dein Projekt kurz beschreiben?

Da ich für das A-Studio Rubín in Prag ein Theaterstück über tschechische und slowakische Seniorinnen und Senioren geschrieben habe, hielt ich es für interessant, es auf die Ansichten/Meinungen deutscher älterer Menschen auszudehnen. Aus diesem Grund bin ich nach Regensburg gegangen, habe dort deutsche Seniorinnen und Senioren interviewt und darauf aufbauend einen literarisch-dramatischen Text erstellt, der als Bühnenlesung präsentiert wurde. Die Materialien, die ich in Regensburg gesammelt habe, möchte ich auf jeden Fall noch erweitern und zu einem größeren literarischen Werk ausbauen – entweder in dramatischer oder rein literarischer Form.

Gab es eine Präsentation des Projekts?

Ja, der Text wurde in Form einer Bühnenlesung präsentiert. Regensburger Schauspielstudierende lasen den Text öffentlich in der Stadtbücherei.

Was hältst du von dem Programm der künstlerischen Residenzen?

Ich denke, sie sind sicherlich inspirierend, aber man sollte einen klaren Plan haben was man von der Residenz erwartet und was man dort machen möchte, damit man nicht nur auf der Straße herumhängt. Ich glaube, ich hatte eine ziemlich beschäftigte arbeitsreiche Zeit und bin froh, dass ich meinen Plan in drei Wochen zu verwirklichen geschafft habe: Interviews, Text und zum Schluss eine szenische Lesung.

Möchtest du zum Schluss noch etwas hinzufügen?

Ich glaube, ich hatte Glück mit den Menschen und bin dankbar, so nette, intelligente und hilfsbereite Koordinatoren und Freunde wie Melina und Agnes kennengelernt zu haben.

 

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