Interview mit Residenzkünstlerin Nela Bártová

Nela Bártová ist Studentin des Ateliers der Bildhauerkunst an an der Technischen Hochschule in Brno. Im September 2020 verbrachte sie drei Wochen in Regensburg an einer bayerisch-tschechischen Künstlerresidenz des Projekts kultur|kontakt|kreativ. Obwohl sie ursprünglich nur eine Wandinstallation geplant hatte, wurden am Ende zusätzlich zu der Installation mit dem Titel „Go deep, but not really deep“ weitere Kunstobjekte und ein kurzes Video während ihres Aufenthalts erstellt.

Wie hat dir Regensburg gefallen?

Ich habe in einem der Ateliers im Künstlerhaus Andreasstadel gewohnt  ̶  einem Haus, in dem es etwa zwanzig Ateliers, ein Kino und ein Café gibt. Es gibt lokale Künstler und eines der Studios ist für die Residenten. Der Ort hat mir sehr gut gefallen. Das Haus voller Studios hat eine großartige Lage auf einer Insel zwischen zwei Flüssen, und das Stadtzentrum ist nur einen Steinwurf entfernt.

Vom örtlichen Kunstleben war ich fasziniert, insbesondere von einer Galerie, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, aber es war ein kleines Schaufenster in der Wand des Hauses in einer der Straßen im Zentrum. Von anderen Orten her  war ich vom brutalistischen Universitätskomplex und natürlich vom neoklassizistischen Walhalla-Tempel verzaubert. Die beeindruckendste Erfahrung war jedoch ein Besuch des Kalksteinbruchs Walhalla Kalk mit einer Führung.

Wie verlief die Residenz?

Das letzte Mal, dass ich Deutsch sprach, war in der Grundschule. Leider erinnere ich mich an nichts, weshalb ich Englisch sprach, was zum Glück kein Problem darstellte. Technische Angelegenheiten erledigte ich gemeinsam mit Carolin Binder, die im Kulturamt der Stadt Regensburg arbeitet. Um das Projekt nach meinen Vorstellungen umzusetzen, halfen mir neben Carolin auch die beiden Praktikanten, Alex und Friedemann.  Dank ihnen hat das Projekt meine Erwartungen voll erfüllt, wofür ich den dreien bis heute sehr dankbar bin. Meine Matching-Partnerin war Tanja Riebel, eine total sympathische und immer lächelnde junge Dame, die ein Studio auf der gleichen Etage wie die Residenten hat.. Sie hat mir nicht nur viele tolle Orte in Regensburg empfohlen, sondern auch die deutsche Fassung in meinem letzten Kurzfilm gesprochen.

Als ich nach Regensburg gekommen bin hatte ich schon ein Konzept meines Projekts,-, und dieses wurde schließlich vor Ort fertiggestellt. Die größte Inspiration für mich war der erwähnte Steinbruch Walhalla Kalk. Meine Installation, die Objekte und das Bild beschäftigen sich mit unterschiedlichen Denkweisen über die Landschaft. Ich habe mit Glas, Video, Ton und Text gearbeitet.

Hat die Öffentlichkeit die Gelegenheit gehabt, dein Werk zu sehen?

Fotos der Installation und Objekte  sind in meinem Instagram-Profil und Webportfolio zu sehen. Was den Film betrifft, beende ich gerade die tschechische Version und nehme die endgültigen Anpassungen vor - in Regensburg habe ich die sehr originelle Version gezeigt, eher ein erster Versuch, um herauszufinden, wie der Film ankommt und wie seine Stimmung ist, um ihn dann entsprechend zu optimieren. Ich möchte ihn dann der Öffentlichkeit in Form einer Vorführung oder als Teil einer Galerieinstallation zeigen. Gleichzeitig habe ich Ideen für mögliche Fortsetzungen. Wir werden sehen, wohin diese führen.

Sind die Residenzaufenthalte eine gute Möglichkeit, Künstler aus anderen Milieus kennenzulernen und sich inspirieren zu lassen?

Es war meine erste Residenz und ich habe mich absolut in diese Arbeitsweise verliebt. Im normalen Leben bin ich ziemlich beschäftigt, ich studiere, ich arbeite, ich habe immer mehrere Projekte gleichzeitig und interessiere mich für viele Dinge. Drei Wochen für nur eine Arbeit zu haben, mich voll darauf konzentrieren zu können und um nichts anderes kümmern zu müssen, war kompletter  Luxus. Mir wurde klar, wie wichtig Ruhe, Zeit und Einsamkeit für die Schöpfung sind. Ideen kamen nacheinander von selbst, es brauchte nur Raum und Zeit, um sie zu entwickeln. Das passiert mir nicht oft, ich konzentriere mich normalerweise auf mehr Dinge gleichzeitig. Dieses Bewusstsein war das Wichtigste, was ich mitgenommen habe.

Vielen Dank für die Gelegenheit!

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